Format 24 cm x 17 cm x 1,3 cm, 470 Gramm
ISBN 978-3-944792-31-6
Das Essay entwuchs der Extremerfahrung des Hitzesommers
2022, in dem kein Blatt vor der Dürre verschont blieb und sich das Grün
allmählich aus der Landschaft verabschiedete. Sibylle Zerr durchdringt
unbeachtete Aspekte der Farbe Grün mit visuellen und sprachlichen Mitteln und
stellt erstaunliche Bezüge her zu anderen brennenden Themen der Zeit.
Über Jahre hatte sich Zerr zuvor schon mit dem Leben der
Pflanzen befasst. Im Laufe dieser Auseinandersetzung sammelte sie ungeordnet
Bilder und lies die Gedanken sprießen. Sie ist dem Grün überall begegnet, in
Gärten, Städten, auf dem Land und in aller Welt. Ihr Essay nun ist die
Quintessenz dieser Auseinandersetzung, mit dem Verlusterlebnis als Katalysator
für den kreativen Prozess der Buchwerdung.
In sieben Betrachtungen zur Farbe Grün lenkt sie den Blick
auf die existentielle Bedeutung der Flora. Untrennbar sind wir Menschen mit der
Pflanzenwelt verbunden. Die Flora gibt uns Schutz und Nahrung. Und doch sind
Menschen erwiesener-maßen blind für die Farbe Grün, das heißt, ein Mensch lenkt
seine Aufmerksamkeit nicht auf das, was ihn anscheinend ohnehin schon so üppig
und selbstverständlich umgibt, son-dern auf das, was in seinen Augen selten
vorkommt: eine rote Frucht zum Beispiel, eine Blüte oder die Bewegung eines
Tieres. Selbst beim Wort Flora denken wir für gewöhnlich an Blüten, nicht an
die Blätter, welche die Blüte doch erst her-vorbringen. Die Menschheit ist
tatsächlich grünblind – zwar nicht aufgrund des Sehorgans Auge, das
normalerweise exzellent für das Grünsehen ausgestattet ist, wohl aber be-dingt
durch das menschliche Bewusstsein. Das Grün dringt erst mit Macht in unser
Bewusstsein, wenn es verschwindet, als eine apokalyptische Erfahrung.
Diese Differenz zu erkunden, die Diskrepanz zwischen
Seh-vermögen und Bewusstsein, ist der Punkt von dem aus die sieben
eigenständigen Betrachtungen des Essays ihren Lauf nehmen. Am Ende steht zum
Glück die Hoffnung, nämlich die Hoffnung auf die Fähigkeit des Menschen, seiner
engen Be-ziehung zur Flora eine neue Wendung zu geben.
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